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Mein erbarmungsloser Optimismus

  • Autorenbild: Franzi C
    Franzi C
  • vor 4 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Vor einer Weile habe ich hier schon mal einen Artikel zum Thema Hoffnung geschrieben. In dem ging es darum, dass mich die Hoffnung auf bessere Zeiten durch schwere Momente trägt. Das stimmt auch. Aber das ist es nicht alleine. Ich würde sagen, dass da nicht nur Hoffnung sondern auch Optimismus dazu gehört.


Auf den ersten Blick ist es vielleicht schwer, einen Unterschied zu erkennen. Für mich ist Hoffnung mehr wie der Wunsch danach, dass sich etwas bessert. Optimismus dagegen ist eher wie das Wissen, dass sich etwas verändern oder verbessern wird. Es basiert auf der Lebenserfahrung, dass nichts für immer gleich bleibt - weder die guten Dinge noch die schlechten. Alles verändert sich. Manchmal so, wie wir es uns wünschen, aber manchmal passiert auch genau das Gegenteil.


Ich merke in letzter Zeit tatsächlich eine gewisse Gelassenheit, vor allem in Situationen, in denen nicht alles glatt geht oder irgendetwas passiert, was alte Ängste in mir auslöst. Neulich habe ich mir den ganzen Tag Gedanken gemacht. Ich merkte eine innere Anspannung. Ich wusste, woher sie kommt, warum sie da ist und was passieren muss, damit sie wieder verschwindet. Ich wusste auch, dass das, was passieren muss, auch passieren wird. Ich wusste nur nicht, wann.


Ich habe überlegt, was ich mit meinen Gedanken und meiner Anspannung mache. Ich wusste ja, dass meine ängstlichen Gedanken nichts mit der aktuellen Situation zu tun hatten. Es waren alte Ängste und alte Gedanken. Ich überlegte eine Weile, bis ich mir irgendwann dachte, ich werde einfach gar nichts tun. Warum auch? Der Tag verging und das, von dem ich wusste, dass es passieren wird, passierte und meine Anspannung verschwand.


Mein neu gewonnener Optimismus macht mir solche Tage mittlerweile etwas einfacher. Früher hatte ich eben nur die Hoffnung, dass die schlechte Phase irgendwann vorbei geht. Jetzt weiß ich, dass sie es tut. Ich weiß nur nie, wann. Aber dann wäre das Leben wahrscheinlich auch ziemlich langweilig. Der Optimismus macht den scheiß Tag ja nicht automatisch zu einem guten, aber er wird etwas weniger schwer. Er ist leichter zu ertragen, wenn ich weiß, dass auch der beschissenste Tag mal ein Ende hat.


Optimismus heißt eben nicht, sich selbst oder anderen ständig einzureden, dass alles gut ist und dass man ja gar keine Probleme hat. Es geht nicht darum, so zu tun, als würde immer die Sonne scheinen. Optimismus heißt, anzuerkennen, dass es gerade regnet oder sogar gewittert, und gleichzeitig zu wissen, dass früher oder später die Sonne wieder scheinen wird. Und um gleich in der Metapher zu bleiben, es geht nicht darum, sich im Regen an den Strand zu legen und zu sagen, dass die Sonne scheint. Es geht auch nicht darum, nie wieder raus zu gehen, nur weil es einmal regnet. Es geht darum, dass man während des Regens ins Kino geht und sich den Strandtag für später aufhebt.


Optimismus ist für mich auch nicht der naive Glaube daran, dass irgendwann ein Prinz kommt, der all meine Probleme löst, und ich muss nur hier warten, bis es so weit ist. Im Gegenteil, ich überlege, was ich tun kann, um meine Situation zu verbessern, und setze das dann auch um. Da nicht alles in meiner Kontrolle liegt, heißt das leider nicht, dass, nur weil ich alles richtig mache, sich meine Situation auch sofort verbessert. Mein Gedanke ist eher: Ich tue mein Bestes, um mein Ziel zu erreichen, und glaube daran, dass ich es irgendwann auch schaffe.


Ja, manchmal fühlt es sich so an, als würde ich mir selber etwas vormachen. Als würde ich gar nicht mehr an der Realität teilnehmen, sondern in meiner eigenen Welt leben. Aber ich glaube, dass sind nur die normalen Zweifel, die man eben so hat, wenn die schlechte Phase mal wieder etwas länger dauert. Ich finde es aber auch gesund, sich ab und zu mal zu hinterfragen und zu überlegen, ob die Strategie noch funktioniert oder ob ich etwas anders machen könnte.


Und ja, manchmal habe ich Angst, dass ich mich verrannt habe oder nicht genug mache. Mir macht auch Angst, dass ich nicht weiß, wann ich mein Ziel erreiche und ob ich bis dahin noch genug Geduld aufbringen kann. Ich glaube aber auch, wenn ich wüsste, dass ich vielleicht noch ein paar Jahre in der Situation feststecke, würde ich vorher schon aufgeben oder gar nicht solange durchhalten. Weil ich dann gar keine Hoffnung mehr hätte, dass es vielleicht bald schon so weit ist.


Das war zum Beispiel bei meiner Therapie so. Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, wie lange es dauert, bis es mir besser geht, und dass es mir bis dahin so schlecht gehen wird, wie noch nie zuvor, hätte ich vielleicht gar nicht erst angefangen. Vielleicht hätte es aber auch verhindert, dass ich mir und meiner Therapeutin monatelang die Frage stelle, ob sich das alles lohnt und ob es noch sinnvoll ist, weiterzumachen, und mir meinen Prozess etwas erleichtert.


Beides ist möglich. Ich glaube aber, dass es manchmal besser ist, so etwas nicht zu wissen. So konnte die Kombination von Optimismus („Ich weiß, dass es besser wird.“) und Hoffnung („Ich hoffe, dass es bald soweit ist.“) dafür sorgen, dass ich einfach weitermache, eben weil ich nicht wusste, wie schlimm es noch wird. Also entschied ich mich bewusst dafür, an das Beste zu glauben, und hoffte, dass es morgen schon eintritt.


Für meinen erbarmungslosen und zuweilen aggressiven Optimismus haben andere nicht immer Verständnis, aber das müssen sie auch gar nicht. Am Ende geht es ja um mein Leben und meine Entscheidungen, für die nur ich allein die Konsequenzen trage. Und bisher habe ich meine Zielstrebigkeit noch nie bereut, denn früher oder später bin ich immer am Ziel angekommen.

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