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Bedürfnisse und Grenzen sind anstrengend!

  • Autorenbild: Franzi C
    Franzi C
  • 30. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Diese Woche war ich mit einem guten Freund Kaffee trinken und wir haben über meine frustrierende Jobsuche gesprochen. Er wollte mir helfen, in dem er mir viele Vorschläge für mögliche Berufe machte. Dieses Gespräch hatte ich so oder so ähnlich schon viele Male mit ihm und anderen. Mir fiel dabei auf, dass ich bei den meisten Vorschlägen eher ablehnend reagiert habe. Und da habe ich mich gefragt, ob ich mir vielleicht unbewusst selbst im Weg stehe.


Ich komme mir bei der Jobsuche schon länger vor wie eine Person, die zwar sagt, dass sie ein Problem lösen will, aber dann immer eine Ausrede dafür findet, warum sie es doch nicht lösen kann. Aber da ich regelmäßig Bewerbungen schreibe und auch ab und zu mal zum Gespräch eingeladen werde, habe ich mich nie weiter mit dem Gedanken beschäftigt. Bis zu dieser Woche.


Ich beschloss also, den Gedanken weiter zu verfolgen und zu sehen, wo er mich hinführt. Im blödesten Fall würde ich mir eingestehen müssen, dass ich mir mit einem bestimmten Verhalten selber im Weg stehe. Aber immerhin könnte ich dann daran arbeiten und den Weg frei machen, endlich wirklich einen Job zu bekommen. Aber dann fiel mir etwas auf.


Als ich die Gründe dafür, warum dieser und jener Job nichts für mich ist, durchging, bemerkte ich, dass sie einfach meine Bedürfnisse und Grenzen widerspiegelten. Ich bin eher introvertiert, also fällt jeder Job weg, bei dem ich jeden Tag mit vielen Kundinnen oder Patienten zu tun habe. Ich hatte bereits so einen Job und das führte dazu, dass ich in meiner Freizeit keine Lust mehr auf meine Freunde habe, weil ich ständig müde von den vielen Interaktionen war.


Und wie ich in drei Jahren Informatik-Unterricht in der Schule gemerkt habe,  bin ich nicht nur introvertiert, sondern auch noch technisch unterbegabt. Diese Jobs fallen also auch weg. Blöderweise sind das oft die Jobs, die gebraucht und gut bezahlt werden. Aber was passiert, wenn ich meine Arbeit nicht mehr zu mir passt, habe ich eben auch schon erlebt. Ich werde krank.


Einerseits ärgere ich mich über all diese Beschränkungen, weil sie mir die Jobsuche schwerer machen, als sie (vielleicht) ohne wäre. Andererseits sind sie aber nun mal da und gehören zu mir. Und egal, wie sehr ich mir wünsche, sie nicht zu haben, so werden sie trotzdem nicht verschwinden. Als wäre ich im Urlaub und es regnet. Ich kann mich darüber aufregen und mir wünschen, dass die Sonne scheint, aber am Ende sollte ich mich damit abfinden und an dem Tag eher in ein Museum gehen statt an den Strand.


Nachdem ich jahrelang daran gearbeitet habe, meine Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und durchzusetzen, ist es eben auch keine Option, sie nicht mehr zu beachten. So wie früher in meiner Kindheit, wo sich niemand für meine Bedürfnisse interessiert hat und ich das Wort Grenzen nicht mal buchstabieren konnte. Das „Schöne“ daran ist, dass einige Dinge so viel einfacher sind. Man kann alle an sich heran lassen, man schließt nie jemanden aus und schwierige Gespräche führt man dann sowieso nie.


Versteht mich nicht falsch. Ich bin froh, dass das mittlerweile anders ist. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so anstrengend sein kann, welche zu haben. Vor allem, da ich das noch nicht gewohnt bin. Als hätte man plötzlich ein Haustier oder ein Kind, an das man nun zusätzlich rund um die Uhr denken muss.


Auf der einen Seite sind sie viel Arbeit. Wer Ansprüche hat, hat weniger Freundinnen, Partner, speziellere Hobbys und eben auch mal eine Weile keinen Job. Natürlich macht es mich traurig, wenn Menschen wieder aus meinem Leben verschwinden, die ich lieb gewonnen habe, aber weiterhin mit befreundet/zusammen zu sein, wenn man nicht mehr zueinander passt und ständig aneinander vorbei redet, ist für mich eben auch keine Lösung.


Auf der anderen Seite sind die Menschen, die ich jetzt in meinem Leben habe, umso toller und loyaler. Mit ihnen Zeit zu verbringen, ist weniger anstrengend, weil ich einfach ich selbst sein kann. Dasselbe gilt für Hobbys und Jobs. Die, die wirklich zu mir passen, bleiben länger und machen mich auf Dauer auch glücklicher, auch wenn es kurzfristig etwas anstrengender und frustrierender ist.


Ich befürchte also, so eine Durststrecke wie jetzt ist schwer zu vermeiden, wenn das Ziel ist, einen Job zu haben, der zu mir passt. Aber wenn ich mir die anderen Bereiche meines Lebens ansehe, bin ich mit meinen Ansprüchen bisher ganz gut gefahren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Und hoffentlich sage ich das irgendwann auch über meinen Job.

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