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Die Meinungen der J. K. Rowling

  • Autorenbild: Franzi C
    Franzi C
  • 16. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

In den letzten Jahren gab es rund um die Harry Potter-Welt immer wieder Probleme. Erst floppte die Fantastische Tierwesen-Reihe und später fiel J. K. Rowling mit abwertenden Tweets gegenüber Trans-Frauen und Menschen, die keinen Sex haben wollen, also asexuell sind, auf. Viele fragen sich, ob man die Filme noch sehen und die Bücher noch kaufen darf. Ich finde ja. Und ich sag euch auch warum.


Ich tue mich normalerweise schwer damit, die Kunst gänzlich von der Künstlerin zu trennen. Ich finde auch nicht, dass man das unbedingt muss. Aber in diesem Fall spiegelt sich die Meinung der Privatperson nicht in dem Werk wider. In den Büchern geht es die ganze Zeit darum, andere zu akzeptieren und sie nicht auszuschließen, nur weil sie eine bestimmte Eigenschaft haben (oder eben nicht haben). Es kommt mir fast so vor, als hätte sie ihre eigenen Bücher nicht gelesen.


Viel wichtiger ist aber - und das hat der Harry Potter-Darsteller Daniel Radcliffe vor einigen Jahren schon geschrieben -, dass Harry Potter mittlerweile viel größer ist als die Autorin. Die Welt und die Geschichte stehen für sich. Seit 28 Jahren gibt es sie. Viele sind damals mit ihr groß geworden. Auch die nachfolgenden Generationen sind mit Harry aufgewachsen. Die ersten Potterheads haben ihre Kinder nach den Figuren benannt. Mir allein sind in den letzten Jahren schon zwei Hermines begegnet.


Harry hat einen festen Platz in meinem Herzen. Er war für mich da, als ich sonst niemanden hatte. Und ich weiß auch, dass es vielen ähnlich ging. In der magischen Welt waren wir immer willkommen, auch oder gerade dann, wenn es in der echten Welt nicht so war. Und daran können auch ein paar Tweets nichts ändern. Denn die Geschichte und was sie für viele bedeutet, bleibt.


Viele wollen nun bewusst nichts mehr aus dem Franchise konsumieren, da ein Teil der Einnahmen immer auch an die Autorin geht. Wie sinnvoll das ist, muss jede Person für sich entscheiden. Ich glaube nicht, dass die Boykottierung irgendwas bringt, denn J. K. Rowlings Vermögen wurde bereits 2004 auf eine Milliarde Dollar geschätzt. Sie ist also auch ohne neue Einnahmen reich genug, um Parteien oder Stiftungen mit Spenden zu unterstützen und so das gesellschaftliche Leben mitzubestimmen.


Übrigens tut sie das auch schon seit zwei Jahrzehnten. Sie sprach sich gegen die Unabhängigkeit Schottlands und gegen Rassismus während der Flüchtlingswelle 2015 aus. Sie spendete viel Geld an die schottische Multiple Sklerose-Gesellschaft und an eine ebenfalls schottische Hilfsorganisation für Frauen, die sexuelle Gewalt erlebt haben. 2003 unterstützte sie auch schon eine deutsche Obdachlosenzeitung, in dem sie erlaubte, das erste Kapitel vom fünften Harry Potter-Buch bereits zwei Wochen vor dem Erscheinen des Buches abzudrucken.


Sie nun als böse Frau abzustempeln und zum Boykott aufzurufen, ist mir zu einfach. Wenn wir etwas von Harry gelernt haben, dann ja wohl, dass die Menschen nie nur gut oder böse sind - außer Umbridge natürlich. J. K. Rowling ist ein komplexer Mensch mit vielen verschiedenen Ansichten. Ich finde nicht alles gut, was sie macht und sagt, aber ich finde eben auch nicht alles schlecht. Ich habe nichts gegen konstruktive Kritik, aber sich wie ein kleines Kind aufzuführen und sich bockig gegen alles zu wehren, was irgendwie mit der Autorin zu tun hat, scheint mir wenig zielführend.


Am Ende würde ein vollständiger Boykott von Harry Potter mir selbst mehr schaden als der Autorin. Wenn ich Harry Potter komplett aus meinem Leben verbannen würde, müsste ich mehrere Trinkgläser, ein Kleid, zwei Jacken, meinen Duschvorhang, eine Krawatte, eine Decke und zwei Schals wegschmeißen. Ich müsste auch mein WLAN umbenennen. Ich dürfte auch drei wunderschöne Klavierstücke, die ich mühsam gelernt habe, nie wieder spielen.


Aber selbst, wenn ich das alles weiter behalten würde und nur kein neues Geld mehr für Harry Potter-Dinge ausgebe, dürfte ich nie (wieder) in die Erlebnisparks bzw. zu den Originalkulissen nach London. Ich dürfte auch nie wieder zu Harry Potter in Concert gehen oder den Soundtrack in meiner Musik-App hören. Und wenn eines meiner Gläser oder eines der Bücher kaputt ginge, dürfte ich es nicht ersetzen.


Und J. K. Rowling? Die hätte trotz allem mehr Geld, als sie jemals in ihrem Leben ausgeben könnte. Sie würde ihr Geld weiter an irgendwelche Organisationen spenden und auf Twitter schreiben, was sie denkt. Und das soll sie auch. Was ich damit sagen will, ist, ihr Leben ändert sich dadurch nicht. Meins schon. Meins wird ein kleines bisschen schlechter. Und das ist es mir nicht wert. Ich glaube auch nicht, dass wir uns in der aktuellen Weltlage unser Leben unnötig schwer machen sollten. Also guckt/lest/kauft/hört, was ihr wollt!

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