Humor, Ironie und ich.
- Franzi C
- 10. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Ich liebe Sarkasmus, Ironie und Humor. Ich glaube, bei meiner Geburt kamen die heiligen drei Könige - oder vielleicht waren es auch nur Erkan und Stefan - und haben mir diese drei Geschenke in meine Wiege gelegt. Sie sind für mich fast wie eine Fremdsprache, die ich gut beherrsche. Ich benutze sie gerne, aber nicht jeder Mensch versteht sie und das ist auch in Ordnung. Leider kann ich diese Fähigkeit nicht in meinem Lebenslauf auflisten und es gibt auch kein Zertifikat, dass mir bescheinigt, dass ich sie fließend beherrsche.
Ich würde von mir behaupten, dass ich lustig bin. Aber das war nicht immer so. Ich weiß aber noch genau, dass ich mit 15 schon das Ziel hatte, ein netterer und sympathischerer Mensch zu werden als meine Eltern. Zugegebenermaßen lag die Latte damit in Kniehöhe, da meine Eltern in etwa so sympathisch waren wie Lord Voldemort. Zu der Zeit merkte ich, dass ich Menschen automatisch sympathischer fand, wenn sie lustig waren. Und so beschloss ich irgendwann, lustig zu werden.
In einer Dokumentation haben zwei Mitglieder der Kids in the Hall (das sind quasi die kanadischen Monty Pythons) bemerkt, dass man für Humor dieselben Voraussetzungen braucht wie für ein kaputtes Elternhaus: Man muss Menschen lesen können. Und das konnte/kann ich gut. In meiner Kindheit musste ich immer aufpassen, wie die Stimmung meiner Eltern ist, denn ich war dafür verantwortlich, ihre Emotionen zu regulieren und abzufangen. Konnte ich das nicht, wurde ich angebrüllt oder mit Schweigen bestraft. Irgendwann war ich Meisterin darin, zu erkennen, wann der beste Zeitpunkt ist, etwas zu fragen oder anzusprechen, ohne das emotionale Pulverfass meiner Mutter zum explodieren zu bringen. Und ausgerechnet diese Erfahrungen haben mir dabei geholfen, ein witziger Mensch zu werden. Was für eine Ironie.
Bei Humor läuft es nämlich ähnlich. Ich lese mal mehr, mal weniger bewusst den Raum, um zu checken, ob ich einen Witz machen kann und wenn ja, welchen. Mittlerweile merke ich das ganz intuitiv und kann auch meinen Humor an den meines Gegenübers anpassen.
Durch Humor habe ich es auch geschafft, mich selbst und das Leben nicht immer ganz so ernst zu nehmen, denn Humor schafft Distanz. Oder vielleicht ist es auch umgekehrt und durch Distanz kann man den Humor erst erkennen. Egal wie man es dreht, es sorgt dafür, dass durchaus ernste Themen zumindest für einen kurzen Augenblick nicht mehr so angsteinflößend erscheinen. Und das bedeutet nicht, dass ich die Situation nicht ernst nehme. Im Gegenteil, eben weil die Situation so ernst ist, will ich einen Weg finden, um aus dem sprichwörtlichen Elefanten in eine ebenso sprichwörtliche, aber viel kleinere Mücke zu verwandeln.
Manchmal ist Humor dazu da, um ernste Themen nicht besprechen zu müssen und das Gespräch oberflächlich zu halten. Manchmal ist Humor aber auch wie eine umgekehrte Rückversicherung dafür, wie sehr man sich mag und einander vertraut. Bei Sarkasmus und Ironie sagen wir A, wobei A meistens etwas Gemeines oder eine Beleidigung ist, meinen aber das nette Gegenteil davon, also B. Unser Gegenüber muss wissen, dass wir A unmöglich ernst meinen können und deshalb natürlich B meinen müssen. Wir vertrauen also darauf, dass die andere Person weiß, wie sehr wir sie mögen. Und umgedreht genauso. Ich weiß, wie sehr mich die andere Person wertschätzt, also kann es gar nicht sein, dass sie mich wirklich beleidigt. Für mich ist das immer ein wichtiger Entwicklungsschritt in einer Freundschaft. Denn je größer und häufiger die Beleidigungen, desto tiefer geht doch die Freundschaft! Und gerade im Hinblick auf meine Vergangenheit finde ich es doch besonders schön, wenn ich mit Freunden reden und sicher sein kann, dass sie mich niemals so behandeln würden, wie meine Eltern.
コメント