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Mein Leben ohne Jude Law

  • Autorenbild: Franzi C
    Franzi C
  • 20. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Normalerweise habe ich kein Problem damit, Single zu sein. Ich laufe schon sehr lange ohne Partner herum und die meiste Zeit habe ich damit kein Problem. Es gibt aber Tage, wo mein Single-Dasein mehr Nachteile als Vorteile bringt. Dann stolpere ich über meine eigene Unabhängigkeit.


Ich bin aus Überzeugung Single. Mir ist noch kein Mann ohne eigene Partnerschaft begegnet, bei dem ich mir dachte: ‚Der ist super! Mein Leben ist besser, wenn ich den ständig um mich herum habe und vieles mit ihm teile.‘ Ich sehe öfter Menschen, die lieber in einer schlechten Beziehung als in gar keiner zu sein scheinen. Mir ist schleierhaft, wie man so denken kann. Ich bin lieber in keiner Beziehung als in einer schlechten.


Ich komme mit mir, meinen Gedanken und meinem Leben gut klar. Ich brauche keine Person, die mich vervollständigt, meinem Leben Sinn gibt oder was für einen Quatsch sich manche Leute sonst noch einreden. Ich brauche auch keinen Prinz, der auf einem weißen Pferd angeritten kommt und mich rettet. Bisher konnte ich mir immer selbst gut helfen. Und außerdem bin ich allergisch gegen Pferde. Statt ins Schloss würden wir also eh nur in die nächstgelegene Notaufnahme reiten.


Ich habe aber auch lange Zeit Partnerschaften vermieden, weil ich Angst davor hatte, dass mein Partner - wie schon früher meine Eltern - jede Grenze von mir übertreten würden und ich wieder die bin, die immer den Kürzeren zieht. Und wenn ich so auf die potentiellen Beziehungsanwärter von damals blicke, war die Angst berechtigt. Ich bin ziemlich sicher, dass genau das passiert wäre, denn keiner von denen war wirklich an mir als Person interessiert.


Mittlerweile kann ich die Spreu vom Weizen trennen bzw. die nutzlosen Muttersöhnchen von den dann hoffentlich pferdelosen Alltagsprinzen. Von den Letzteren ist mir eben nur noch keiner begegnet. Als logische Konsequenz bleibe ich also eine alleinstehende Prinzessin mit Tierhaarallergie.


Das alles heißt aber nicht, dass ich nicht gerne eine Partner hätte. Ich brauche keinen, aber ich möchte einen. Wie gesagt, meistens bin ich ein zufriedener Single. Es gibt aber auch Tage, da merke ich das mannförmige Loch in meinem Herzen und das penisförmige Loch in meiner Hose.


Am offensichtlichsten natürlich an Valentinstag, wenn man dem allgemeinen Liebesgesäusel, den rosa Blumen und der herzförmigen Schokolade nicht mal im örtlichen Supermarkt entkommen kann. Aber das ist nach einer Woche wieder vorbei. Weihnachten ist da schon etwas schlimmer. Ich liebe Weihnachten und alles, was dazu gehört. Aber bei den ganzen Liebesfilmen und Lebkuchenherzen auf den Weihnachtsmärkten fällt es mir schon deutlich schwerer, nicht wenigstens ab und zu etwas melancholisch zu werden. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich mir dann schon gewünscht habe, dass ein betrunkener Jude Law abends an meine Tür klopft und mich für die faszinierendste Frau hält, die er je getroffen hat.


Am schwersten ist das Single-Sein aber an meinem Geburtstag. Während meine Freundinnen von ihren Partnern zum Essen eingeladen oder anderweitig überrascht werden, verbringe ich den Tag - vor allem, wenn er auf einen Werktag fällt - oft alleine. Ich mache an dem Tag dann trotzdem etwas Schönes und schenke mir selbst einen Ausflug oder ein Konzert, aber das ist eben nicht dasselbe. Ich habe kein Problem damit, selbst nett zu mir zu sein und mir etwas zu gönnen, aber manchmal wäre es schön, wenn das mal jemand anderes für mich übernehmen würde. Jude Law zum Beispiel.


Ich habe mittlerweile verstanden, dass es in Ordnung ist, deswegen traurig zu sein. Und es ist genauso okay, wenn ich mir manchmal einen Partner wünsche. Natürlich habe ich diesen Wunsch schon länger. Ich hätte ihn früher nur niemals zugegeben, denn dann hätte ich ja bedürftig und anhänglich gewirkt und dann wäre ich anstrengend und nervig für andere gewesen (das haben mir zumindest meine Mutter und einige andere Erwachsene früher eingeredet). Dabei ist der Wunsch nach einer Partnerschaft nicht falsch oder anstrengend, sondern normal. Er zeigt doch nur, dass man in seinem Herzen noch etwas Platz für einen anderen Menschen hat. Und das ist doch was Schönes!


Vielleicht kommt eines Tages dieser Mensch in mein Leben. Wer weiß. Für die kleinen, schönen Momente und Überraschungen habe ich jetzt auch schon mit tollen Menschen. Mit einer Freundin, die meine Plus 1 auf großen Feiern ist und mit mir Essen geht. Mit einem Freund, der mich jedes Mal auf einen gemeinsamen Kaffee einlädt. Mit meiner Schwester, die mir eine Lidschatten-Palette mitbringt, weil sie im Rossmann an mich denken musste und mit der ich sechs Stunden lang telefoniere. Mit meiner anderen Schwester, die schon einen Harry Potter-Marathon mit mir gemacht hat. Mit einer anderen Freundin, die einen Ersatzschlüssel für meine Wohnung hat und mich nach meinem Geburtstag auf einen Kaffee einlädt. Ich bin dankbar für jede einzelne Person. Mit ihnen ist Single sein nur noch halb so schlimm. Auch ohne Jude Law.


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