Mein Zuhause
- Franzi C
- 21. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Was ist eigentlich Heimat? Wo ist man zu Hause? Ist es ein Ort, ein Mensch, ein Gefühl oder vielleicht alles zusammen? Für mich ist Zuhause etwas, zu dem ich gerne zurückkehre, besonders wenn es mir gerade nicht so gut geht. Es ist etwas vertrautes, etwas, bei dem ich mich wohlfühle. Meine Definition vom Zuhause hat sich im Laufe meines Lebens verändert. Wie, erfahrt ihr hier.
Mein erstes Zuhause war für mich ein Ort und dazu noch einer, an dem ich mich nicht mal wohl fühlte. Es war ein kalter Ort, an dem meine Eltern und ich wohnten und an dem stetig daran gearbeitet wurde, dass ich mich nicht sicher fühlen kann. Dieses erste Zuhause ist bis heute ein Ort, drei Menschen und viele Gefühle, an die ich nicht gerne zurückdenke. Das einzige, was mir in dieser Zeit ein Gefühl von Sicherheit gegeben hat, waren Filme und Musik. Denn ich konnte immer mit Harry nach Hogwarts fahren oder mir die tröstenden Worte von Britney anhören.
Als ich dann zu meinen Großeltern zog, war Zuhause für mich nicht mehr nur ein (mittlerweile anderer) Ort, sondern auch die Menschen, die dort wohnten und auf die ich mich verlassen konnte. Mein erstes Zuhause wurde ganz nebenbei und unbeabsichtigt zu irgendeinem Ort auf der Welt degradiert. Er hatte einfach keinen Wert mehr.
Als ich drei Jahre später nach Berlin zog, kam ein neues Zuhause dazu. Denn dieses Mal blieb das Haus meiner Großeltern mein Zuhause. Es war die Sammlung der guten Erinnerungen an früher. Es war der Ort, in dem ich viel Zeit verbracht hatte und in dem Menschen wohnen, die peinliche Kindergeschichten von mir erzählen können. Es war ein schönes Zuhause, aber es ist eigentlich das Zuhause von anderen Menschen, in dem ich eben auch mal wohnen durfte.
In Berlin dagegen konnte mir ein neues Leben aufbauen. Die Karten wurden nochmal neu gemischt. Während ich bei meinen Großeltern „nur“ auf Dinge zurückgreifen konnte, die schon immer da waren und die von jemand anderem aufgebaut wurden, konnte ich in Berlin ganz allein entscheiden, was ich aufbaue und vor allem auch wo ich es aufbaue. Und ich baute mir natürlich das, was ich als Kind nie hatte: Mein eigenes Zuhause - also im übertragenden Sinne, denn das Größte, was ich jemals aufgebaut habe, war ein Kleiderschrank von IKEA.
Dass ich mir mein Zuhause nochmal neu aufbauen musste, war rückblickend ein wichtiger Schritt, denn nur so kann ich mir gewiss sein, dass mein jetziges Heim auch wirklich gut und sicher ist - also zumindest das, was ich für gut und sicher halte. Jetzt, wo meine Wohnung mein eigenes Zuhause ist, in dem ich mich wohlfühle, wird mir auch klar, was mir in meinem ersten Zuhause gefehlt hat. Die Sicherheit, mich irgendwo zurückzuziehen und erholen zu können, wenn das Leben mal wieder anstrengend war. Ohne diesen Rückzugsort ist es, als wäre man 24/7 auf der Arbeit oder in der Schule. Es geht schon irgendwie, aber es ist verdammt anstrengend.
Durch meine Therapie habe ich mir zusätzlich ein weiteres Zuhause aufgebaut. Es ist ein Zuhause, für das ich keine Miete zahlen muss. Ein Zuhause, zu dem mich kein Zug, kein Auto und kein Fahrrad bringen kann, aber das doch immer da ist. Es ist das Zuhause in mir drin. All die Jahre habe ich die Sicherheit im Außen gesucht, weil ich innerlich so verunsichert war. Und manchmal habe ich diese Sicherheit ja auch gefunden. Aber jetzt trage ich diese Sicherheit immer bei mir. Natürlich fahre ich immer noch gerne mit Harry nach Hogwarts, denn nirgendwo fühle ich mich geborgener als in der großen Halle und im Gemeinschaftsraum der Gryffindors (ja, selbst als Hufflepuff). Und mittlerweile tröstet mich nicht nur Britney, sondern auch Miley. Aber im Gegensatz zu früher unterstützen sie meine innere Sicherheit, statt sie zu ersetzen oder nachzuahmen - genau wie meine Sportschuhe mir beim Joggen helfen.
Das Zuhause in mir kann ich am besten mit den Worten Sicherheit, Geborgenheit und Fürsorge beschreiben. Ich bin mir sicher, dass ich immer für mich da sein werde. Ich fühle mich geborgen, weil ich mich besser kenne als alle anderen und am besten weiß, was ich brauche. Und Fürsorge, weil ich immer auf mich aufpassen und mich trösten werde, so als wäre ich meine eigene beste Freundin. Ich stehe nicht mehr einsam und verlassen in der Gegend herum und suche verzweifelt nach Halt. Ich stehe nun selbst auf festem Boden. Und das ist das beste Zuhause, was ich jemals finden werde!
Comentários