Was ist der Zweck von Einsamkeit?
- Franzi C
- 4. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Einsamkeit ist ein schwieriges Thema. Genau wie Genitalherpes. Alle kennen es, aber man selbst hatte damit natürlich noch nie zu tun. Aber warum sind wir überhaupt einsam? Oder anders gefragt: Was ist der Zweck von Einsamkeit? Sollten wir dem Gefühl trauen? Und wie werden wir das Gefühl wieder los? Darum geht es heute.
Einsamkeit ist für mich eines der Gefühle, denen man nicht immer trauen sollte. Ähnlich wie bei Schuld. Sich schuldig zu fühlen, bedeutet nicht immer, dass man es auch ist. Eine Zeit lang habe ich mich zum Beispiel schuldig gefühlt wegen allem, was mir in der Kindheit passiert ist. Dabei kann ein Kind gar keine Schuld am Fehlverhalten der Eltern haben.
Genauso ist es mit Einsamkeit. Wir können sie fühlen, ohne dass dahinter auch nur ein Fünkchen Wahrheit steckt. Stattdessen macht sie uns blind für die Menschen in unserem Umfeld, die wirklich für uns da sind und uns bedingungslos unterstützen. Dadurch fühlen wir uns isoliert und abgeschnitten vom Rest der Welt. Wir sind allein und hilflos unserem Problem ausgeliefert. Es gibt natürlich Situationen, wo das auch stimmt. Aber viel öfter ist das Gegenteil der Fall.
Aber warum ist das so? Um der Antwort näher zu kommen, möchte ich hier wieder jemanden zitieren, nämlich Luna Lovegood aus Harry Potter. Am Anfang des fünften Teils fühlt sich Harry einsam und unverstanden. Luna glaubt, dass er gar nicht so allein ist, wie er denkt. Sie sagt ihm:
Nun, wenn ich Du-weißt-schon-wer wäre, würde ich wollen, dass du dich von allen anderen abgeschnitten fühlst. Denn wenn du alleine bist, bist du nicht so eine große Bedrohung.
Denn Gefühl der Einsamkeit ist für uns komplett nutzlos. Sie nützt nur den Menschen, die uns in der Vergangenheit oder Gegenwart nicht gut behandelt haben. Diese Menschen mit Lord Voldemort zu vergleichen, scheint erstmal etwas extrem zu sein. Das ist es aber leider gar nicht. Menschen, die uns schlecht behandeln, mögen (Teile von) uns nicht. Sie sind gegen uns und denken, dass wir es verdient haben, zu leiden. Wenn es sich wie bei mir dabei um die eigenen Eltern handelt, ist es unheimlich schwer, sich das einzugestehen. Denn natürlich würden Eltern nie zugeben, dass sie ihre eigenen Kinder nicht mögen. Da ihre Worte und Taten so weit auseinander gehen, verwirren sie uns so sehr, dass wir versuchen, selbst die schrecklichsten Taten noch positiv umzudeuten. Zur Wahrheit gehört dann die Erkenntnis, dass die Personen uns schaden wollten. Aber noch viel wichtiger ist die oft viel später eintreffende Erkenntnis, dass wir nicht an deren Verhalten Schuld sind und dass wir es eben nicht verdient haben, so behandelt zu werden.
Und natürlich wollen die Menschen, die uns schlecht behandeln, nicht, dass wir uns wehren oder sogar Hilfe holen. Sie wollen, dass man sich einsam und hilflos fühlt. Sie erzählen oder zeigen uns mit ihren Taten, was für schlechte Menschen wir sind. Irgendwann glauben wir ihnen dann. Und mit schlechten Menschen will doch niemand was zu tun haben, also entfernen wir uns selbst von den Menschen, die uns tatsächlich mögen, weil wir ja sowieso schon wissen, was sie über uns denken.
Dabei liegen wir nie so falsch wie in den Momenten, wo wir Annahmen darüber machen, was andere über uns denken. Das gilt vor allem dann, wenn die anderen Freunde, Partner o.ä. sind, die uns tatsächlich mögen. Im Englischen gibt es den Spruch: If you assume (= etw. annehmen), you make an „ass“ out of „u“ an „me“. Frei übersetzt bedeutet er: Wenn du etwas über mich annimmst, machst du aus mir und dir ein Arschloch.
Daraus ergibt sich auch schon das Rezept gegen Einsamkeit. Statt zu spekulieren, was die anderen über mich denken, frage ich nach. Wenn die andere Person wirklich ein Problem mit mir hat, sollte sie es mir spätestens jetzt sagen. Wenn sie mir aber trotz Nachfrage nicht sagt, was das Problem ist, sagt ihre Unehrlichkeit mehr über sie aus als über mich. Meistens hat die Person aber gar kein Problem. Besonders in den letzten Jahren war ich immer wieder überrascht darüber, wie gut meine Freunde über mich denken. Eine Freundin meinte immer zu mir, dass ich es schon ihr überlassen müsse, zu entscheiden, ab wann sie ein Problem mit mir hat. Es ist nicht meine Aufgabe, mir ihren Kopf zu zerbrechen. Schöner kann ich das gar nicht zusammenfassen.
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