Was wäre, wenn …?
- Franzi C
- 28. März
- 3 Min. Lesezeit
Fragt ihr euch auch manchmal, was wäre, wenn…? Ich frage mich das öfter mal, denn ich glaube, unser Leben besteht meist aus Zufällen. Manchmal sind es schöne Zufälle und manchmal nicht. Ich merke oft erst Jahre später, wie stark der ein oder andere Zufall mein Leben beeinflusst hat.
Ich lebe nicht gerne in der Vergangenheit. Meine Nostalgie beschränkt sich hauptsächlich auf Filme, Serien und Musik. Aber ich begebe mich gerne in ein Paralleluniversum und frage mich, wie mein Leben wäre, wenn irgendeine Sache anders gelaufen wäre. Das löst dann die unterschiedlichsten Gefühle bei mir aus - von Trauer und Wut bis zur Dankbarkeit ist alles dabei.
Was wäre zum Beispiel, wenn ich andere Eltern gehabt hätte? Wären sie besser gewesen? Schlechter wäre zumindest kaum möglich. Meine Kindheit wäre sicher einfacher und auch schöner gewesen. Irgendwann habe ich mich auch gefragt, warum gerade ich diese Eltern hatte und ob ich etwas getan habe, um sie zu verdienen. Aber auch das ist Zufall. Manchmal ziehen wir die Arschkarte, ohne etwas dafür zu können.
Auf der anderen Seite hätte ich mit anderen Eltern vielleicht nie mein Heimatdorf verlassen. Ich wäre vielleicht auch nicht so reflektiert oder so stark und unabhängig geworden, wie ich es heute bin. Ich hätte mich vielleicht auch nicht so sehr in der Schule und im Studium angestrengt, denn schließlich brauchte ich ja etwas, was die Kraft hat, mich daraus zu bringen.
Und was wäre, wenn ich einige Menschen früher, später oder auch gar nicht getroffen hätte? Wäre meine Kindheit schöner gewesen, wenn ich zeitgleich mit meinen Cousinen aufgewachsen wäre? Vielleicht ja. Aber vielleicht hätte ich sie auch als Konkurrenz gesehen oder wäre neidisch auf sie gewesen, weil ihre Eltern besser sind als meine. Dann würden wir uns heute wahrscheinlich nicht so gut verstehen.
Oder was wäre, wenn ich damals nicht studiert hätte? Ich hätte mir selbst nicht beweisen können, dass ich gar nicht so dumm bin, wie meine Mutter es mir immer eingeredet hat. Und mir wären zwei meiner liebsten Freunde nie begegnet. Bei solchen Zufällen bin ich so unendlich dankbar für die Realität und ich würde sie nie gegen irgendeine alternative Welt eintauschen wollen!
So interessant, wie der Ausflug in eine alternative Welt auch sein kann, so wichtig finde ich es auch, dass man sich am Ende nicht in ihr verliert, sondern immer wieder in die echte Welt zurückkehrt. Denn vielleicht hat das, was passiert ist, auch gar nicht so einen großen Einfluss auf uns, wie wir manchmal denken. Viel entscheidender ist doch, wer wir sind und wer wir sein wollen. Dadurch wird beeinflusst, wie wir mit den Zufällen umgehen.
Wenn die eine Sache nicht passiert wäre oder wir die eine Person nie getroffen hätten, wären wir wahrscheinlich trotzdem die Person, die wir heute sind. Der Weg zu unserem Ziel wäre dann sicherlich anders gewesen, aber das Ziel selbst wäre geblieben. Denn genau weil wir die sind, die wir eben sind, würden wir uns in jeder Welt dasselbe Ziel setzen und dort auch unbedingt ankommen wollen.
Also auch wenn ich andere Eltern gehabt hätte, hätte ich mich in der Kleinstadt immer noch nicht wohl gefühlt. Ich wär also trotzdem in eine Großstadt gezogen. Und wahrscheinlich hätte ich auch ohne meine Eltern denselben Charakter, den ich heute habe, nur hätte ich eben als Erwachsene nicht jahrelang Therapie machen müssen. Und wäre ich zusammen mit meinen Cousinen aufgewachsen, hätte ich mich vielleicht doch gut mit ihnen verstanden, aber meine Eltern wären deswegen nicht weniger scheiße und ich nicht weniger einsam gewesen. Und auch ohne Studium hätte ich gewusst, dass ich nicht dumm bin, denn hätte ich wirklich gedacht, dass das stimmt, hätte ich ja gar nicht erst studiert. Und hätte ich währenddessen nicht diese zwei Freunde kennengelernt, dann hätte ich eben zwei andere getroffen, die genauso gut gewesen wären.
Ich wäre ziemlich sicher genau da, wo ich heute bin. Vielleicht wäre ich früher und mit weniger blauen Flecken dort angekommen, aber vielleicht auch noch später, mit mehr Umwegen und zusätzlich noch mit einem gebrochenen Arm. Die Stadt, das Studium und die Freunde wären andere, aber ich wäre immer noch dieselbe Person.
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